Gedankenmuster ändern – welche Hexen, Gnome oder Monster spuken in Deinem Kopf rum?

Unschöne oder unliebsame Gedanken, Vorstellungen oder Meinungen haben wir alle, sie sind nichts Ungewöhnliches. Manchmal sind sie so hinderlich, dass Du diese Gedankenmuster ändern oder gar aufzulösen willst. Eine erfolgversprechende Herangehensweise ist, sie Dir als Hexen, Gnome oder sonstige Monster vorzustellen. Wie in Märchen, in denen sie die Hauptfigur von ihrem Weg abbringen wollen.

Um sich für eine Geschichte zu begeistern sind diese “bösen” Figuren förderlich, denn jede gute Geschichte braucht einen Anti-Helden oder eine Figur, den man nicht leiden kann. Das macht es nicht nur spannender sondern auch einfacher für den Zuschauer bzw. Leser. Gut gegen Böse, “mag ich” gegen “mag ich nicht”, so einfach ist das… Das hilft sich zurechtzufinden und die eigenen Gefühle zu sortieren.

Erfunden wurden diese Figuren nicht von Märchen-Erzählern, um spannendere Geschichte zu schreiben. Eher ist es andersherum. Sie sind von jeher Teil der Mythen, weil sie real existieren. In Deiner und meiner Seele und vor allem in unseren Köpfen.

Welche Gedankenmuster willst Du ändern?

Ist Dir schon einmal bewusst geworden, dass auch Du diese Muster im Kopf hast? Dass sie versuchen, Dich in Gestalt von Gedanken, Bildern und Gefühlen von Deinem Weg abzubringen?! Dass sie Dir Worte einflüstern, die gegen Dich, gegen das Leben, gegen das Glück gerichtet sind.

Die meisten Menschen haben Hexen, Gnome, Monster oder sonstige Figuren in ihren Köpfen und Seelen. Das ist weder pathologisch (wir sind keine multiplen Persönlichkeiten) noch ungewöhnlich. Wenn wir uns dessen bewusst sind und uns dies eingestehen, lebt es sich deutlich leichter.

Im ersten Schritt ist es notwendig sie zu erkennen. Wenn Du sie kennst, wenn Du sie sogar beim Namen nennen kannst, verlieren sie ihr Geheimnis und ihre Macht. Das ist der erste Schritt konstruktiv mit ihnen umzugehen.

Mein Hirngespinst habe ich ”Nassi” getauft

In meiner Kindheit liebte ich die Augsburger Puppenkiste und tue es heute noch immer. Besonders gut gefällt mir die Serie “Don Blech und der goldene Junker”. In dieser Serie gibt es ein Seeungeheuer namens Nassi. (Der Name gleicht vermutlich nicht von ungefähr dem eines berühmten schottischen Fabelwesens, denn sie lebt im Meer.)

So sehr ich die Serie liebte, so abscheulich fand ich Nassi. Ich meine sagen zu können: Schon als Kind habe ich Nassi gehasst. Allerdings habe ich erst vor ein paar Jahren herausgefunden, warum und was mich an ihr stört. Sie war für mich der Inbegriff von schlechter, selbstbezogener, egoistischer Manipulation. Sie hätte in schwierigen Situationen helfen können, hat es aber nur getan, wenn sie dafür belohnt wurde oder Gegenleistung für sich selbst bekam.

Was Du benennen, begreifen, anschauen kannst, wirkt weniger erschreckend

Vor einiger Zeit habe ich für mich entdeckt, dass es mir hilft, wenn ich all das, was für mich “meine Nassi” ist, direkt mit diesem Namen anspreche. Das beinhaltet meine Gedanken, Bilder im Kopf oder auch meine Gefühle, die ich für nicht zuträglich halte, die mir nicht weiter helfen und mich im Gegenteil eher blockieren, runter ziehen oder verunsichern wollen.

Zusammengefasst ist Nassi für mich zum Inbegriff all dessen geworden was an schlechten und nicht förderlichen Selbstgesprächen oder Gedanken in mir passiert. Wenn ich merke, dass negative oder komische Gedanken, Gefühle etc. sich “anschleichen” bzw. wenn sie mich heimtückisch hinterrücks überfallen, ohne dass ich eine Chance habe, mich gegen sie zu wehren, kann ich ihnen begegnen, indem ich sie beim Namen nenne und (zu mir selbst) sage: “Na, Nassi, Du alte Krätze, auch wieder da!?

Das mag für Dich auf den ersten Blick vielleicht komisch erscheinen, hilft (mir) aber. Wenn ich auf diese Weise mit unguten Gedanken und Gefühlen umgehe, kann ich sie besser greifen, sie konkret benennen, sie aus dem Nebel der Diffusität herausholen und sie gezielt gedanklich ansprechen. Hin und wieder tue ich das tatsächlich auch laut, indem ich Diskussionen mit Nassi führe. Ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, gebe ich zu, hilft aber noch besser. Allerdings mache ich das nicht in der Öffentlichkeit 😉

Wie bei allem gilt es auch hier: Wenn wir etwas sehen und erkennen können, verliert es schon allein durch dieses “ein Licht darauf werfen” einen Teil seines Schreckens. Dagegen macht alles was unklar, nebulös, nicht greifbar ist, Angst.

Um Gedankenmuster zu ändern, gibt ihnen eine Gestalt

Wenn meine Nassi nicht mehr bedrohlich für mich ist, kann ich besser mit ihr umgehen und ergründen, was sie wieder auf den Plan gerufen hat. Welche Aktivität, welches Erlebnis oder welche Zusammenkunft der Auslöser dafür war, dass sie mir mal wieder einen gehörigen Schrecken einjagt oder gar mein Denken, Handeln und Fühlen übernimmt und bestimmt.

Indem ich sie mir in Form eines physischen Wesens vorstelle, bin ich in der Lage ihr zu begegnen und mit ihr umzugehen. Das vertreibt sie nicht sofort, je nachdem wie stark der Auslöser war, kann sie recht hartnäckig und penetrant sein. Dass ich etwas habe mit dem ich innerlich arbeiten kann, macht den entscheidenden Unterschied zu diffusen, unklaren Gefühlen und Gedanken, die ich nicht einordnen, sortieren und schon gar nicht erklären kann.

Auf diese Weise finde ich leichter heraus, was mich irritiert oder bedrängt. Allein dadurch ist schon viel geholfen. Durch dieses “Erkennen und Wissen” wende ich meinen inneren Blick bewusst davon ab und richte ihn auf Anderes. Ich muss gedanklich nicht daran festhalten oder bin emotional davon gefangen ohne davon loszukommen.

Ich kann Nassi beispielsweise bewusst (gedanklich) auf einen Stuhl in die Ecke setzen und ihr Redeverbot erteilen. Danach gehe ich aus dem Raum, verändere meine Position äußerlich und kann auf diese Weise innerlich Raum für andere Gedanken und Gefühle schaffen und wieder aktiv handeln.

Gedankenmuster zu ändern funktioniert nicht indem Du sie unterdrückst

Sicher hast auch Du schon gut gemeinte Ratschläge bekommen, wie Du mit unguten oder gar beängstigenden Gedanken umgehen sollst. “Mach Dir jetzt keine Sorgen, es ist ja noch gar nicht so weit!” ist nur ein beliebter Satz von vielen. Positiv zu denken wird häufig und gern empfohlen.

Für eine kurze Zeit verdrängst Du belastende Bilder oder Geschichten damit aktiv aus Deinem Kopf. Doch diese Gedankenunterdrückung funktioniert nicht längerfristig.

Denn selbst wenn es Dir gelingt positive Gedanken zu denken, Dein Gefühl hingegen ein negatives ist, kommst Du innerlich in einen Konflikt. Die Forschung hat gezeigt, dass das nicht nur uneffektiv ist, sondern mit einem gewissen Rebound-Effekt die Situation sogar verschlimmern kann. Negative Gedanken werden dadurch häufiger und kehren mit verstärkter Intensität zurück.

Trotz negativer Gedankenmuster zu handeln, lässt sie schwächer und schwächer werden

Statt sie zu unterdrücken oder Dich auf unbegründetes positives Denken zu verlassen, ist es viel hilfreicher, die Bilder, Gedanken und Geschichten zu entschärfen. Das bedeutet erst einmal anzuerkennen, dass sie da sind und zu erkennen, dass sie lediglich Gedanken, Bilder und Geschichten in Deinem Kopf sind und nichts weiter.

Indem Du dennoch handelst, obwohl sie noch da sind, kannst Du spüren und erfahren, dass sie Dir nichts anhaben können. Ebenso wie Hexen, Gnome, Monster oder auch Nassis uns nicht wirklich etwas anhaben können, wenn wir wissen, wie wir mit ihnen umgehen.

Probier’ es aus und lerne “Deine Nassi” in die Ecke zu stellen!
Deine Dagmar Ruth