In Deiner Einstellung den Dingen gegenüber bist Du frei!

Anfang Mai 2020 erschien in unserer lokalen Tageszeitung einen Artikel über einen deutschen Marathonläufer mit dem Titel: „Ein verlorenes Jahr“.

Darin wurde beschrieben, wie dieser Sportler das Jahr 2020 einschätzt, nämlich als für ihn verloren, da er keine Wettkämpfe bestreiten kann. (Anm.: Aufgrund der Pandemie-bedingten Absagen aller Wettbewerbe.)

Interessant dachte ich, das scheint also das Wichtigste zu sein, alles was für ihn zählt. Gleichzeitig erinnerte ich mich an das was eine der weltbeste Skilangläuferin Therese Johaug immer wieder antwortet, wenn sie in Interviews gefragt wird, warum sie so überragend gut ist: „Ich liebe es zu trainieren!“. Das scheint das zu sein, was für sie zählt.

Ich finde es spannend zu beobachten, wie unterschiedlich Menschen an doch ähnliche Dinge herangehen.

Für beide Sportarten – erst recht auf Weltniveau  – muss man / frau unendlich viel trainieren. Für die eine (Therese) steht ganz offensichtlich genau dies im Vordergrund, was dann zu ihren überragenden sportlichen Leitungen und ihrem großen Erfolg beiträgt. Für den anderen scheint dies eher weniger zu zählen, da steht das Ergebnis, das am Ende dabei raus kommt im Vordergrund.

Natürlich kenne ich diese beiden Menschen nicht persönlich und meine Rückschlüsse sind lediglich Vermutungen. Ich mache mir ein Bild lediglich aufgrund dessen, was ich von ihnen in der Zeitung lese bzw. im Fernsehen höre. Wobei ich dies allerdings mit ziemlicher Regelmäßigkeit und Neugier verfolge, denn es interessiert mich doch sehr, wie Sportler „so drauf sind“, was sie bewegt und vor allem motiviert.

Wir können viel von Sportlern lernen, wenn es darum geht das eigene Leben zu gestalten, vor allem im mentalen Bereich.

  • Wie gehe ich mit Stress und Herausforderungen um?
  • Was motiviert mich, mich anzustrengen?
  • Wie kann ich Durststrecken und Niederlagen durchhalten bzw. verkraften?

Wie das obige Beispiel zeigt, gibt es darauf ganz unterschiedliche – individuelle – Antworten. Hast Du Dir diese Fragen schon mal selbst beantwortet?

Ist es eher das Training, das Dich begeistert oder der Wettkampf?

Wie würdest Du die Frage beantworten, ob 2020 für Dich ein verlorenes Jahr war? Ich vermute mal, Therese mit ihrer Einstellung, dass Training für sie im Vordergrund steht, wird das verneinen.

Ok, ok, der Vergleich hinkt ein bisschen… Schließlich ist für sie der Sommer ihre Trainingszeit (Wettkämpfe finden im Winter statt) und der Marathonläufer hat die Absage seiner Wettkämpfe zu verkraften. Das lässt sich nicht gleichsetzen.

Worauf ich hinauswill ist Folgendes:

Du kannst immer (!) Deine Einstellung zu den Dingen, die Dir widerfahren, ändern oder anpassen. Wenn Du es willst.

Keiner von uns kann die aktuelle Situation beeinflussen. Wenn ein lockdown verhängt wird, dann ist das so. Punkt, aus.

Was Dir immer bleibt, ist die Freiheit, Dich so oder so zu den Gegebenheiten einzustellen.

Du kannst die Situation so oder anders sehen. Du kannst, wenn Du vorher ausschließlich auf das Ergebnis fixiert warst (also der Wettbewerb das Wichtigste für Dich war) Dich immer fragen: Kann ich nicht auch dem Training an sich etwas Positives abgewinnen und meinen Fokus darauf legen?

Achtung, aufgepasst! Nur weil das möglich ist, heißt das nicht, dass es einfach so, leicht und spielerisch durch ein bisschen positives Denken geht! Das hat nichts mit Schönfärberei oder „rosa-rot-sehen“ zu tun.

Die eigene Einstellung zu etwas zu ändern ist ein bewusster Prozess, für den ich mich bewusst entscheiden kann, den ich als Weg bewusst wählen kann und den ich dann auch bewusst vollziehen kann.

Auch wenn es Mühe und Anstrengung kostet, wenn ich mich dafür vielleicht auch mit unangenehmen Dingen auseinandersetzen muss.

Im Ergebnis lohnt sich ein solcher Prozess immer, denn er gibt Dir Freiheit und Handlungsspielraum (zurück).

Ein solcher Prozess setzt Energie frei, die vorher für das „Ankämpfen gehen Windmühlen“ oder das Hadern aufgewendet werden musste.

Ein solcher Prozess schafft Freiraum im Kopf für neuen Ideen und neue Handlungsmöglichkeiten. Nicht von jetzt auf gleich, aber schrittweise und mit der Zeit immer deutlicher spürbar.

Frag Dich daher doch einfach mal: Kann ich meine Einstellung zu der aktuellen Situation bewusst ändern? So dass ich besser damit klar komme?!
Deine Dagmar Ruth