Segelschule als Schule des Lebens

Vor einigen Jahren lernte ich auf einer kleinen Jolle segeln. Damals war mir noch nicht klar, wie sehr die Segelschule eigentlich eine Schule des Lebens ist. Das, was es beim Segeln zu beachten gibt, lässt sich hilfreich auf das eigene Leben übertragen.

Neben vielem anderen konnte ich in der Segelschule drei entscheidende Dinge lernen, die ich seitdem auf mein Leben anwende:

  1. Es ist möglich voran zu kommen, selbst wenn Dir der Gegenwind heftig ins Gesicht bläst.
  2. Der Weg zum Ziel ist nie geradlinig, sondern meist ein Zick-Zack-Kurs, immer mit Kehrtwenden verbunden.
  3. Wenn Dir der Wind ins Gesicht bläst ist segeln interessanter und sicherer, wie wenn er von hinten kommt und Du somit mit dem Wind segelst.

Nutze das, was Dir zur Verfügung steht

Anders als bei Auto, Motorrad oder Motorboot, hat man auf einem Segelboot keinen eigenen Antriebsmotor. Man muss die Kraft des Windes nutzen, um von einem Ort zum andern zu kommen.

Im übertragenen Sinne könnte man sagen: Man muss auf das was ist angemessen reagieren und das Beste aus der Situation machen.

Selbst wenn der Wind aus der Richtung bläst, in die man segeln will, weil zum Beispiel dort der angestrebte Hafen liegt, ist es möglich dorthin zu gelangen.

Gegen den Wind zu segeln ist also möglich, selbst wenn dieser einem heftig ins Gesicht bläst.

Gegenwind bringt Dich nicht von Deinem Weg ab!

Im Leben ist es ja oft so, dass einem ganz ordentlich der Gegenwind ins Gesicht bläst.

Sei es, weil die Dinge nicht so laufen, wie wir uns das wünschen. Andere Menschen uns daran hindern wollen, etwas Bestimmtes zu tun oder uns ihre Meinung aufdrücken wollen. Die Umstände schlecht bzw. unvorhergesehen sind oder die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel als nicht ausreichend erscheinen.

Das ist jedoch alles kein Grund, den eigenen Weg nicht zu wagen oder ein eigenes Ziel anzustreben.

Nutze die Kraft dessen, was ist, für die eigenen Ziele.

Beim Segeln würde man ohne Wind gar nicht vom Fleck kommen, also nutzt man den Wind der da ist, auch wenn er einem entgegen komment.

Das nennt sich „hart am Wind“ segeln. Also die Segel und das Ruder so einzustellen, um mit dem entgegenkommenden Wind dahin zu gelangen wo man hin will.

Man nutzt genau das, was einen scheinbar behindert. (In vielen vor allem asiatischen Kampfsportarten wird dies wohl ähnlich gemacht: Man nutzt die Kraft des Angreifers, wandelt diese um, um sich zu verteidigen. (soweit ich weiß…. Da ich mich in diesen Sportarten nicht auskenne, blieb ich beim Beispiel des Segelns…))

Segelschule als Schule des Lebens

Das Beispiel des Segelns lässt sich gut auf Dein Leben übertragen. Indem Du Dir eine aktuelle oder eine vergangene „Gegenwind-Situation“ genau anschaust und hinterfragst.

  • Was ist es, was Dir entgegen bläst?
  • Wie würdest Du es benennen?
  • Wenn Du es kennst, wie kannst Du es für Dich nutzen?

Ist es möglicherweise sogar so, dass das, was jetzt beschwerlich oder gar hinderlich erscheint, Dich auf kurz oder lang eher stärkt oder Dir hilft mit anderen Situationen besser umzugehen?

Fang damit an, es nicht als „absolutes“ Hindernis zu sehen. Sondern als etwas, was da ist, um Dir Schwung zu verleihen. Schwung wozu? Schwung wohin?

Mach Dir klar, dass der Weg zum Ziel niemals geradlinig ist.

Wie beim Segeln gegen den Wind, bei dem man „vor dem Wind kreuzt“ (wie das in der Segelsprache heißt) und somit zick-zack fährt, sind die Wege im Leben nie geradlinig. Oft werden sie nur als solche „verkauft“ oder dargestellt.

In Wirklichkeit ist alles ein Hin-und-Her. Selbst wenn Du die Richtung zu kennen meinst.

Daher ist es nie schlimm mal rechts und links geschaut zu haben, den einen oder anderen „Extra-Weg“ gegangen zu sein. Es kommt Dir nur vor wie eine zusätzliche Strecke, die Du vermeintlich umsonst gegangen bist.

Genau wie beim Segeln, bist Du mit diesem Zickzack nach rechts und links Deinem eigentlichen Ziel jedes Mal ein bisschen nähergekommen. Inklusive der Wendemanöver, die dafür notwendig waren.

Gegen den Wind zu segeln macht übrigens viel mehr Spaß, ist spannender, abwechslungsreicher und herausfordernder.

Den Wind im Rücken zu haben – sogenanntes Schmetterlingssegeln – hört sich zwar erst mal recht nett an, denn jeder mag Schmetterlinge.

Aber es ist sehr eintönig, denn man hat nichts zu tun. Wenn Du in wärmeren Gefilden segelst, kann es dabei sogar sehr heiß und unangenehm werden, denn der kühlende Fahrtwind fehlt. Diese Art des segelns ist daher höchstens schön für eine Erholungspause.

Außerdem ist es viel sicherer gegen den Wind als mit dem Wind zu segeln!

Auch das hat mich das Segeln gelehrt: Die wesentlich gefährlichere Richtungsänderung mit einem Segelboot ist die, bei der man den Wind im Rücken hat. Das Risiko dabei zu kentern ist um ein Vielfaches höher als bei einer Wende, bei der sich das Boot mit dem Bug (der Nase) durch den Wind dreht.

Segeln ist nicht nur ein absolut toller und faszinierender Sport, ebenso eine gute Lebensschule.

Was ich durchs segeln (und in meinem Leben) gelernt habe:

Die Dinge nicht einfach so hinnehmen bzw. sehen, wie sie auf den ersten Blick erscheinen (bspw. nicht gleich zu denken, Gegenwind ist schlecht oder hinderlich).

Meistens braucht es einfach den Zick-Zack-Weg um zum Ziel zu kommen.

Geradlinig mit ordentlich Rückenwind ist nicht nur langweiliger, sondern birgt eventuell sogar die Gefahr „Schiffbruch“ zu erleiden.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Segeln auf den Wellen Deines Lebens.
Deine Dagmar Ruth


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